Sozialwissenschaften

Bildung – Priorität der Kirche, des Staates und der Gesellschaft

Eldar Bubulaschwili · 
02.03.2019

Vortrag auf dem deutsch-georgischen Bildungssymposium, 23.-25.11.2018 in Wien

Unter Bildung versteht man im klassischen Sinne den Lehrprozess, Prozess des Wissenserwerbs und der Erziehung. In unserem Vortrag werden wir versuchen, uns mit den Fragen der Bildungsgeschichte in Georgien zu befassen. Die prähistorischen Artefakte, die bis heute erhalten geblieben sind, bezeugen das tiefe Wissen und den feinen Geschmack Georgiens, die im Laufe der Jahrhunderte erworben und auf eine höhere Stufe erhoben werden sollten.

In der prähistorischen Epoche war die Sammlung und Weitergabe der Erfahrung und des Wissens die Aufgabe einzelner Stämme und der Priester verschiedener Religionen. In dieser Hinsicht ist das religiöse Motiv interessant, das auf dem in das 3. Jahrtausend datierten silbernen Becher aus Trialeti eingraviert ist. Die alten georgischen Stämme waren meist für die Gewinnung der Bodenschätze und deren hochtechnologische Bearbeitung berühmt. Laut Forscher nehmen Metallurgie und Bergarbeiten ihren Anfang in Georgien im 6. Jahrtausendv. Chr.[1]. Im 4.-3. Jahrtausend hat die Metallurgie unter georgischen Stämmen ein hohes Niveau erreicht – das war das erworbene Wissen und hochprofessionelle Niveau, das seinen Ausdruck in dem Legieren der Metalle gefunden hat. Bronze ist eine Legierung von Blei und Zinn. In Georgien, das durch verschiedene Bodenschätze reich war, fehlte es an Blei, deswegen hat man es durch Arsen oder Antimon ersetzt. Diese Tatsache deutet darauf hin, dass unsere Vorfahren sich gut in chemischen Eigenschafen der Stoffe auskannten und dieses Wissen erfolgreich angewendet haben. Die mit dieser Methode hergestellten kolchischen Doppeläxte, Kampfwaffen und Werkzeuge sind bis heute erhalten geblieben. Die kartwelische Ethnie hat der Weltzivilisation unter anderem auch das Eisen gegeben, dessen älteste Beispiele auf das 17.-14. Jh. v. Chr. datiert sind. Die erste Quelle, die das Eisen in Verbindung mit kartwelischen Stämmen erwähnt, ist eine urartäische Keilschrift aus dem 8. Jh. v. Chr.[2] Laut griechischen Quellen haben kartwelische Chaliber-Stämme das hochwertiges Metall – den Edelstahl – erfunden. Ein derartiges Wissen stellte oft das ‚Eigentum‘ der Stämme dar und wurde der nächsten Generation innerhalb des Stammes weitergegeben. Dies wird dadurch bestätigt, dass zum Beispiel die internationale Bezeichnung des Stahles chályvas (χάυβας) auf den Namen des ChaliberStammes zurückzuführen ist. Dieselben griechischen Quellen bezeugen, dass die Herstellung von Messing mit weiteren kartwelischen Stämmen, den Mossynoiken, in Verbindung steht; auch hier kann man im internationalen Namen Mossynikos den Stammesnamen gut erkennen[3]. Es ist kein Zufall, dass der in der Bibel erwähnte Tubal-Kain und der in griechischen Quellen erwähnte kartwelische Stamm der Tibarener Schmiede des Eisens und Erzes gewesen sind.

Nach der Entstehung des Staatswesens im 12.-11. Jh. v. Chr. wurden außer Kriegswaffen und Werkzeugen für Adlige aus dem Edelmetall Gold auch Wohlstandsgegenstände, wie zum Beispiel Zaumzeug und vieles andere, gefertigt.

Im 4.-3. Jh. v. Chr. hat man in Kolchis (Westgeorgien) schon Geldmünzen geprägt. Im Umlauf waren Silbermünzen, Kolchuri Tetri genannt. Die Beispiele von Kolchuri Tetri wurden auch im Ausland entdeckt. Zu dieser Zeit wird Kolchis in griechischen Quellen als ‚Goldreiches Kolchis‘ bezeichnet. Das ist ein Beleg dafür, dass in Georgien Gold gewonnen und bearbeitet wurde und hier die Goldschmiedekunst hoch entwickelt war. Manche ausländische und georgische Forscher datieren die in Georgien entdeckten Goldminen wie auch die Kultur der Goldgewinnung in das 4. Jahrtausend vor Christus[4].

Außer der Metallurgie, der hohen Kultur der Gewinnung und Bearbeitung der Bodenschätze ,möchten wir ihre Aufmerksamkeit auf die Entwicklung der Landwirtschaft lenken. Laut den aktuellen Angaben georgischer und ausländischer Forscher ist Georgien als Heimat von Weinrebe und Wein anerkannt. Der Weinanbau und das Weinkeltern ist eine uralte Tradition in unserem Land. Besonders betrifft es den Kwewri-Wein auch als Amphorenwein bekannt. Für das Keltern des Weines braucht man unter anderem auch große Kenntnisse der Herstellung von Tongefäßen, zudem ist die langjährige Erfahrung ihrer Anwendung notwendig. Das Alter des Amphorenweines wurde von ausländischen Forschern auf achttausend Jahre festgelegt. Die UNESCO hat die georgische Tradition des Kelterns der Kwewri-Weine zu immateriellem Kulturerbe erklärt. Auf das hohe Niveau des Weinanbaus weist auch die Tatsache hin, dass es heute über 325 nachgewiesene georgische Weinlesesorten gibt.

Wir möchten an dieser Stelle erwähnen, dass von in der Welt existierenden 25 Weizensorten in Georgien 14 Sorten verbreitet waren, davon sind vier Weizensorten – Macha, Sanduri, Dolis Puri und Ipkali– endemisch und nur in Georgien verbreitet[5].

Georgien ist außerdem auch die erste Heimat von Textilfasern. Das wurde 2007 durch den Fund des 30 000 Jahre alten, aus Leinenfaser gefertigtem Faden in der Dsudsuna-Höhle (Westgeorgien) nachgewiesen. Der Fund ist als ältestes Beispiel in der Welt anerkannt[6].

Außer der Metallurgie und der Landwirtschaft war hier auch die Medizin hoch entwickelt, was durch griechische Quellen, Mythen und Funden belegt ist. Selbst das Wort Medizin ist mit dem Namen der kolchischen Königstochter Medea verbunden.

Sogar diese kurze Liste macht uns die große Erfahrung und das besonderes Wissen, den Fleiß und die Fähigkeit der Betrachtung deutlich, über die die georgische Ethnie verfügte.

Dieses reiche Wissen wurde erworben, aufbewahrt, überliefert, aufgenommen und praktiziert. Vor der Erfindung der Schrift hat die Überlieferung an die kommenden Generationen in mündlicher Form stattgefunden. Die Erfindung der Schrift hat die schriftliche Fixierung und Verbreitung des Wissens in größeren Maß gefördert.

  Laut griechischen Mythen („Argonauten-Mythos“, 13. Jh. v. Chr.) besaßen die alten Kolcher seit älteren Zeiten eine lineare Schrift namens kwiberi, Zeichen für die Wegweisung und eine entwickelte Kultur der Marine einschließlich der Navigation.

Dem oben Geschilderten folgte die religiös-kulturelle und sozial-ökonomische Entwicklung[7], die zusammen mit anderen Faktoren zum Aufbau eines einheitlichen Staates auf dem Gebiet Georgiens führte (12.-11. Jh. v. Chr.). Im Zeitraum danach wurde die Bildung durch den Staat und die Priester ausgeführt.

Auf ein hohes Niveau der Bildung deutet die Entwicklung der Schrift in Georgien, darüber sind die Forscher unterschiedlicher Meinung: Manche Wissenschaftler vertreten die Ansicht, dass bereits im 7. Jh. v. Chr. in Georgien eine Schrift entstand. Die anderen datieren die Entstehung der Schrift auf das 4.-3. Jh. v. Chr.. Es gibt aber auch Wissenschaftler, die dieses Ereignis auf das 4. Jh. n. Chr. festlegen und es mit der offiziellen Anerkennung des Christentums als Staatsreligion verbinden. Wir möchten aber hier auch erwähnen, dass 2015 im inneren Kartlien, auf dem Hügel Grakliani auf dem Postament eines heidnischen Tempels, eine Inschrift entdeckt wurde. Im Labor von Miami University (USA) wurde sie auf das 11.-10. Jh. v. Chr. datiert. Die Inschrift besteht aus einer Zeile, die bis heute nicht entziffert werden konnte, aber es ist zu vermuten, dass es sich hier um einen Vorläufer der modernen georgischen Schrift handelt. Die Forscher sind der Meinung, dass es sich um eine Inschrift handelt, die eine religiöse Funktion gehabt haben musste und nur für die Priester bestimmt gewesen sein konnte. Diese Inschrift bezeugt die 3000-jährige Geschichte der Schrift in Georgien.

Das georgische Alphabet, das unter 14 Schriftarten der Welt den fünften Platz einnimmt, hat drei Stufen der Entwicklung durchgemacht: 1. Assomtawruli (von den Anfängen bis ins 10. Jh. ), 2. Nuscha-Chuzuri, 3. Mchedruli (ab dem 10. Jh. n. Chr.). Die UNESCO hat alle drei Schriftarten des georgischen Alphabets in die Liste von immateriellem Weltkulturerbe aufgenommen.

Die Entstehung der Schrift hat eine entscheidende Rolle bei der Fixierung des existierenden Wissens und dessen Verbreitung gespielt. Zuerst entstanden die ersten handgeschriebenen Bücher und später, im 17.-18. Jh. n. Chr., gab es hier schon gedruckte Bücher und auch eine Druckerei.

Es ist klar, dass Lese-und Schreibfähigkeit neue Möglichkeiten geboten haben, das Wissen zu vermitteln. Neue Bildungseinrichtungen und Schulen wurden eröffnet. Laut griechischen Quellen gab es in Georgien schon im 3.- 6. Jh. n. Chr. eine rhetorisch-philosophische Schule in Pasissi (heute Poti, Westgeorgien), wo sowohl Georgier als auch Ausländer studierten. Griechische Dokumente belegen, dass hier der griechische Philosoph Themitios (317 – 388) und sein Vater Eugenios Bildung bekommen haben.

Im 4. Jh. n.Chr., nachdem das Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war, ist die Bildung zur Prärogative der Kirche geworden und der Staat hat sich um sie gekümmert. Der Entwicklung des Klosterlebens folgte die Gründung der Schulen, wo man neben der Theologie auch weltliche Disziplinen gelehrt hat. An dieser Stelle muss aber auch erwähnt werden, dass man hier das heidnische Erbe mit großer Vorsicht behandelt und daraus alles Gesunde und Nützliche aufgenommen hat. In den Klosterschulen hat man folgende Fächer gelernt: Rhetorik, Hymnografie, die Bibel, Ikonografie, das Leben der Kirchenväter. Im 5. und im 6. Jahrhunderten entstanden die ersten georgischen liturgischen und literarischen Originalwerke.

In 7.- 8. Jh. n. Chr. ist als Ergebnis der arabischen Herrschaft das geistliche Leben in Georgien zugrunde gegangen. Die Anfänge des Wiederaufbaus und der Blütezeit Georgiens sollten wir in Südgeorgien des 8. Jahrhunderts suchen, wo Grigol Chandsteli und seine Brüderschaft in selbstloser Opferbereitschaft in Tao-Klardscheti Klöster gründeten und aufbauten. Diese Klöster wurden zu großen, kräftigen Bildungszentren. Die hier ausgebildeten Schüler haben später zu verschiedenen Zeiten außerhalb Georgiens Klöster und Bildungszentren gegründet – darunter auf dem Schwarzen Berg, dem Berg Ahtos, in Palästina, in Jerusalem, in Petrizoni und so weiter. In diesen Klöstern hat außer dem Beten aktive Übersetzungsarbeit stattgefunden. Hier hat man liturgische und geistliche Literatur geschrieben und übersetzt, anschließend hat man diese Bücher nach Georgien, in verschiedene Kirchen geschickt. Das hat die geistliche und sittliche Genesung der Nation unterstützt und auf die richtigen Wertvorstellungen orientierte Erziehung ermöglicht.

In Tao-Klardscheti haben Hl. Grigol Chanzteli und seine Anhänger geistliches, sittliches Georgien erschaffen und den Boden für den Wiederaufbau der vereinigten Königreich Georgiens vorbereitet. Diesen Prozess hat im 11. Jahrhundert König Bagrat III (978 – 1014) erfolgreich vollendet.

Georgische Könige haben sich sehr um im In-und Ausland existierenden Bildungszentren gekümmert, da sie wussten, dass nur richtige Bildung und hohe Sittlichkeit das Volk aufrecht erhalten und den Staat stärken würden.

So hat auch König David IV der Erbauer (1089 – 1125) seine Regierungszeit angefangen. Zuerst kümmerte er sich um die Wiederherstellung in der Sittlichkeit der Kirche und im Volk und erst danach hat er die Wiedervereinigung seines Reiches angefangen. Anfang des 12. Jahrhunderts hat er die Gelati-Akademie gegründet, die „das zweite Jerusalem und andere Athena“ genannt wurde. Dieser Name weist nach, dass in diesem Bildungszentrum der Lehrprozess aus der Zusammenführung der geistlichen und weltlichen Bildung bestand. Der Leiter der Gelati – Akademie besaß am königlichen Hof große Autorität und war als Meister der Bildung bekannt. Wenn er zur Sitzung des königlichen Hofrates ging, hat der König ihm, um seine Ehrerbietung zu zeigen, zwei Begleiter und ein Maultier gesendet. Wenn aber der Meister der Bildung den Saal betrat, stand der König auf, traf ihn am Anfang des Teppichs und begleitete ihn zum Sitz, wo der Meister neben dem königlichen Thron seinen Platz nahm. Der Meister der Bildung war von allen Abgaben befreit. Die Gelati-Akademie, die bis zum 16. Jahrhundert existierte, hatte ein Logo – strahlende Sonne beleuchtet ein offenes Buch. Außerdem gab es noch in Ostgeorgien Ikalto- Akademie und Gremi-Akademie.

In Georgien war es sehr wichtig, außer der geistlichen Bildung auch weltliche Bildung zu bekommen. In der Familie wurden meistens Angehörige der hohen Gesellschaft gebildet, was aber den Thronfolger betrifft, seine Bildung besaß eine besondere Wichtigkeit, hatte staatliche Bedeutung und wurde von Atabagi – den obersten Hofbeamten – geleitet.

Im 12. Jahrhundert entstand das bewundernswertes Epos von Schota Rustaweli „Der Recke im Tigerfell“, das derart populär war, dass man es der Braut als Mitgift gegeben hat. „Der Recke im Tigerfell“ wurde in 51 Sprachen übersetzt.

Die politische Lage der 13.- 18. Jahrhunderten hat sich wegen der mehrfachen Angriffe von verschiedenen feindlichen Kräften drastisch verändert. Besonders hart war das 17. Jahrhundert, in dem in Ostgeorgien mohammedanische Könige (Rostom-Khan, Wachtang V Schach-Nawas) regierten. Die Einführung der persischen, mohammedanischen Bräuche und Sitten hat das Land stark beeinträchtigt. Kulturförderung und Bildungsarbeit wurden als ein Mittel zum Wiederaufbau gesehen. Es entstanden wichtige literarische Werke: „Georgische Sittlichkeit“ von König Artschil, „Davitiani“ von David Guramischwili, Sulchan-Saba Orbelianis Wörterbuch „Bündel des Wortes“, „Die Weisheit der Lüge“, „Lehren“ und andere. Anfang des 18. Jahrhunderts, um 1709, hat König Wachtang VI. (1703-1712) das erste georgische Buch – „Das Neue Testament“ – gedruckt und 1712 das zweite – „Der Recke im Tigerfell“. Die Kommission der Gelehrten Männer, die auf seine Initiative hin gegründet worden war, hat die Fortsetzung des Buches „Das Leben Kartlis“ geschrieben und die neue Redaktion des Buches erarbeitet. Über die Bildungspolitik von König Wachtang VI. schrieb der bildlich berühmte Historiker N. Berdsenischwili: „Die Georgische Zivilisation beruhte auf diesen drei Säulen: ‚Das Neue Testament‘, ‚Den Recken im Tigerfell‘ und ‚Das Leben Kartlis‘. Jede von ihnen hat eine gleichwichtige Rolle bei der Formung des georgischen nationalen Bewusstseins gespielt.“[8]

Die Tätigkeit von Wachtang VI. in Kultur- und Bildungsbereichen konnte wegen der Herrschaft der Osmanen und Kizilbaschen nicht weitergeführt werden. Das Bildungssystem wurde zerstört. 1755 wurde unter der Leitung des Katholikos-Patriarchen Anton I. in Tbilissi, an der Antschis-Chati-Kirche ein Alumnat gegründet. Das zur selben Zeit in Telavi gegründete Alumnat wurde 1782 zu einer philosophischen Schule umstrukturiert.

Anfang des 19. Jahrhunderts, nach der Annullierung der Staatlichkeit (1801) und der Autokephalie der Kirche (1811) sind im Bildungssystem Schwierigkeiten aufgetreten: Es wurde verboten, nationale Fächer und die georgische Sprache zu unterrichten; in Klöstern und Kirchen wurde Gottesdienst in slawischer Sprache abgehalten; die staatlichen Behörden und Schulen funktionierten auch in der russischen Sprache. Um der Politik des zaristischen Russland Widerstand zu leisten haben Vertreter der georgischen Intelligenzija – Hl. Ilia der Rechtschaffene (Tschawtschawadse), Hl. Dimitri Kipiani, Iakob Gogebaschwili und viele andere – 1879 die Gesellschaft der Verbreitung der Lese-und Schreibkunde unter den Georgierngegründet. Diese Gesellschaft hat in verschiedenen Regionen Georgiens Schulen eröffnet, wo man Kinder unabhängig von ihrer religiösen und sozialen Angehörigkeit kostenlos unterrichtete. Die Finanzierung der Schulen hat durch die von der georgischen Gesellschaft gegründete „Bank des Adels“ stattgefunden. Diese Schulen haben eine wichtige Rolle in der Erziehung und Bildung der Jugend gespielt. An diesem Prozess war der führende Teil der georgischen Gesellschaft aktiv beteiligt. In den Kirchen existierten kirchliche Gemeindeschulen, hier hat der Unterricht in der Muttersprache stattgefunden. Unter der Leitung von Jakob Gogebaschwili wurden Lehrbücher geschrieben: Die Fiebel „Deda Ena“ (wörtlich „Muttersprache“), „Naturkunde“ (wörtlich „Die Tür der Natur“) und vieles andere. Man unterrichtete Lesen, Schreiben, Arithmetik, Gesang und auch die Bibel.

Begabte Schüler, die das Gymnasium erfolgreich abgeschlossen hatten, haben von georgischen Mäzenen (D.Saradschischwili, Gebrüder Subalaschwili, Hl. Bischof Gabriel (Kikodse), Hl. Märtyrerpriester Kirion (Sadsaglischwili) u. a.) ein Stipendium für das Studium im Ausland erhalten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat man angefangen, Bildungsfragen und pädagogisch-didaktische Probleme wissenschaftlich zu erforschen, was natürlich ein hohes Niveau des pädagogischen Denkens voraussetzte. In dieser Zeit entstanden auch die ersten wissenschaftlichen Beiträge über die Vollendung des Bildungsprozesses. In dieser Hinsicht sind die wissenschaftlichen Publikationen von den Pädagogen J. Gogebaschwili, L. Botswadse erwähnenswert. Zu denselben Themen gibt es auch interessanten Werke und Beiträgevon I. Tschawtschawadse, A. Tsereteli, N. Nikoladse und anderen Personen des öffentlichen Lebens des 19. und 20. Jahrhunderts. Der Aufwand der Kulturträger und ihr nationales Bewusstsein in diesen Jahren bestimmte die sittliche Erziehung der damaligen Jugend, die den christlichen Werten entsprach.

Nach diesem kurzen Überblick wird klar, dass Georgien seit alten Zeiten über eine hohe Kultur vom Erwerb und der Verbreitung vielfältigen Wissens verfügt. Für ein kleines Land mit geringer Bevölkerung, das andauernd gezwungen war, Verteidigungskriege zu führen, war es nicht leicht, dieses hohe Niveau der Bildung zu erreichen und es zu halten. Die Tatsache deutet sowohl auf die starke Erkenntnisfähigkeit unseres Volkes als auch auf die besondere bürgerliche Verantwortung und starke Sittlichkeit hin.

Die Gründung der Staatlichkeit im 12.-11. Jh. v. Chr. war das Ergebnis des hohen geistigen und intellektuellen Wirkens. Nach der Bekehrung Georgiens zum Christentum bestimmte und bewahrte die enge Verbindung der Geistlichkeit und des Intellektes jahrhundertelang die Identität des Landes, seine Einigkeit und Unabhängigkeit.

Der in den christlichen Ländern verbreitete weltanschauliche Säkularismus der Moderne trennt geistiges und intellektuelles Wirken voneinander. Das Problem besteht nicht in dem Paradigma der neuen Weltanschauung, sondern darin, dass moderne Staaten ihre Bildungssysteme auf dieser Lehre basieren lassen.

Die Verantwortung der christlichen Gesellschaft ist es, von dem Staat die Berücksichtigung der traditionellen Wertvorstellungen im Bildungssystem zu fordern.

Literatur
  1. I. Gambaschidse, B. Mindiaschwili, G. Gogotschuri, K. Kachiani, I. Dschaparidse; Uralte Metallurgie und Bergarbeit im 4.- 3. Jahrtausenden vor Christus in Georgien; Tbilissi 2010, S. 19 (Georgisch)
  2. G. Melikischwili; Zur Geschichte alten Georgiens, Tbilissi 1959. S. 199 (Russisch)
  3. G. Inanischwili; Bei den Anfängen der georgischen Metallurgie, Tbilissi, 2014, S. 14 (Georgisch)
  4. I. Gambaschidse, B. Mindiaschwili, G. Gogotschuri, K. Kachiani, I. Dschaparidse; Uralte Metallurgie und Bergarbeit im 4.- 3. Jahrtausenden vor Christus in Georgien; Tbilissi 2010, S. 89 (Georgisch)
  5. I. Maisaia; Unser nationaler Schatz (Korn und Ölfaserkultur in Georgien), Tbilissi, 2009, S.10 (Georgisch)
  6. Kvavadze E, Bor-Yosef O, Belfer-Cohen A, Boaretto E, Jakeli N, Matskevich Z, Meshveliani T, -30000 – Year-OldWied Flax Fibers. Science, 325, 2009, გვ.135.
  7. M. Gambaschidse; Fragen der Ethnogenese der georgischen Stämme, Tbilissi, 2017, S.13 (Georgisch)
  8. N. Berdsenischwili; Ekwtime Takaischwilis leben und Wirken, Vorwort, Tbilissi 1966, S. 8 (Georgisch)

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