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Biologie

Wo ist Gott?

Zeit Online | Wissen · 
04.02.2016

Wenn es um den Sinn des Lebens geht, stehen sich Religion und Wissenschaft meist als Widersacher gegenüber. Völlig zu Unrecht, findet Martin Nowak, Professor für Evolutionsbiologie in Harvard. Ein Gespräch über sein Vertrauen in Gott und in die Naturgesetze.

Wissenschaft und Religion lassen sich oft nur schwer zusammenbringen.

Charles Darwin hat Theologie studiert und sollte auf Wunsch seines Vaters Geistlicher werden. Doch nach seiner epochalen Forschungsreise wuchsen Darwins Zweifel an der christlichen Lehre, er bezeichnete sich später als Agnostiker. Viele prominente Evolutionsbiologen unserer Zeit distanzieren sich viel deutlicher vom Glauben als Darwin. Nicht so Martin Nowak, einer der weltweit führenden Forscher auf diesem Gebiet. Wir treffen den Harvard-Professor in seinem Geburtsort Klosterneuburg bei Wien, wo er zu Besuch ist. Dort ist in den vergangenen Jahren das österreichische Institute of Science and Technology entstanden, ein Ort der Spitzenforschung, für den Nowak als Berater wirkt. Auf den Fluren laufen einem dort Ameisenforscher, Immunexperten, Robotiker und Physiker über den Weg. Nur in einem Raum geht es an diesem Nachmittag nicht um Spitzenforschung, sondern um ein Glaubensbekenntnis. 

ZEIT Wissen: Herr Nowak, was macht Ihnen Angst?

Martin Nowak: Was mir Angst macht, ist, dass wir Menschen die Möglichkeit haben, Böses zu tun.

ZEIT Wissen: Lässt das Böse in der Welt Sie an Gott zweifeln?

Nowak: Augustinus zufolge ist die Natur Gottes, dass er das Gute auch aus dem Bösen erschaffen kann. Das Böse hat nicht die gleiche Existenz wie das Gute.

ZEIT Wissen: Sie sind Professor für Biologie und Mathematik an der Universität Harvard und leiten ein Programm für Evolutionsbiologie. Zugleich sind Sie gläubiger Katholik. Passt das zusammen?

Nowak: Sehr gut. Es gibt keinen Widerspruch zwischen Naturwissenschaft und christlicher Weltanschauung.

ZEIT Wissen: Das sehen oder sahen viele Ihrer sehr bekannten Kollegen in der Biologie anders, von denen einige große Namen behaupten, Wissenschaft und Glauben seien komplett inkompatibel.

Nowak: Aber die Argumente, die dabei vorgebracht werden, sind nicht wissenschaftlich, sondern subjektive Weltanschauungen. Sie liefern keinen Beweis, ob es Gott gibt oder nicht. Die Existenz Gottes kann man nicht wissenschaftlich prüfen. Jetzt zu sagen, ich interpretiere die wissenschaftlichen Beobachtungen, als ob sie zeigen würden, dass es Gott nicht gibt, das ist nicht wissenschaftlich. Das ist selbst eine Art von Religion. Eine Religion des Atheismus. Diese Haltung ist unter Biologen aus irgendeinem Grund häufiger verbreitet als unter Mathematikern und Physikern.

ZEIT Wissen: Waren Sie schon immer gläubig, oder ist das erst später gekommen?

Nowak: Bei mir hat es nie einen Bekehrungsmoment gegeben. Gott war für mich schon als kleines Kind anwesend. Vermutlich erwähnte meine Großmutter Gott. Gott war immer schon in mir, noch bevor ich in die katholische Privatschule in Wien ging. Die meisten Kinder haben dort beim Religionsunterricht nicht achtgegeben. Das hat mir leidgetan. Ich habe Glauben immer als etwas sehr Schönes, Tiefes und Wahres gesehen. Es war immer die Quelle einer allumfassenden Liebe, etwas sehr Aufbauendes und Tröstendes.

ZEIT Wissen: Und wie kam dann die Wissenschaft in Ihr Leben?

Nowak: Als Jugendlicher konnte ich mir den Beruf des Wissenschaftlers noch nicht vorstellen. Ich wollte Arzt werden. Einmal hat mir der Mathematiklehrer gesagt, Nowak, du bist ein Wissenschaftler, und ich wusste nicht, was er damit meint. In den letzten Ferien vor Beginn des Studiums habe ich ein Buch mit dem Titel Der achte Tag der Schöpfung gelesen. Es war eine Geschichte der Molekularbiologie. Das hat mich so fasziniert, dass ich von Medizin auf Biochemie umgesattelt habe. Über die Biochemie habe ich dann die Mathematik entdeckt.

ZEIT Wissen: Werden Sie häufig auf Ihren Glauben angesprochen?

Nowak: Ich habe Glauben und Wissenschaft lange Zeit getrennt gehalten und über meinen Glauben kaum gesprochen. Wenn doch, dann hörte ich Sätze wie: „Was, du glaubst an Gott?! Das hätte ich nie gedacht. Du bist doch vernünftig!“

ZEIT Wissen: Und heute?

Nowak: Halte ich Vorträge über Glauben und Wissenschaft und arbeite an einem Buch darüber. Über die Resonanz bin ich oft überrascht. Nach den Vorträgen kommen dann zum Beispiel Biologiestudenten fast mit Tränen in den Augen auf mich zu und sagen, sie wären schon knapp davor gewesen aufzugeben, weil diese Welt der Biologie, in der sie studieren, so säkular ist, dass sie das jetzt nicht mehr verkraften. Sie finden es schön, dass ein Wissenschaftler ihnen sagt, dass es Platz für die Religion gibt.

ZEIT Wissen: Lassen Sie auch andere Religionen gelten?

Nowak: Vor etwa 15 Jahren habe ich in Japan buddhistische Tempel besucht und mich gefragt: Wie soll ich dabei empfinden? Bin ich in einem Museum oder in einer Kirche? Wir sind von Tempel zu Tempel gelaufen, und ich konnte diese Frage nicht entscheiden. Bis wir zu einem ganz kleinen Tempel kamen, der gar nicht auf dem Programm stand. Da habe ich hineingeschaut, und die Buddha-Statue hat herausgeschaut, und in dem Moment habe ich mir gedacht: Das ist die Gegenwart Gottes.

ZEIT Wissen: Läuft man als gläubiger Wissenschaftler mit einer Art Stigma herum?

Nowak: Nein, das würde ich nicht sagen. Newton und Kepler haben an Gott geglaubt. In gewissem Sinne auch Einstein und Gödel. Die Harvard-Universität wurde 1636 ausschließlich dafür gegründet, Geistliche auszubilden. Das Symbol von Harvard, „Veritas“, steht für göttliche Wahrheit. Aber heute muss man sich dafür rechtfertigen, wenn man einen ernsthaften Vortrag über Religion und Wissenschaft halten will.

ZEIT Wissen: Haben Sie ein Problem mit Attacken von aggressiven Atheisten, die die Wissenschaft für sich reklamieren?

Nowak: Ich muss und will diese Weltanschauung genauso respektieren, wie ich gläubige Christen, Muslime und Buddhisten respektiere. Die Wissenschaft gibt wichtige Resultate und Einsichten. Sie führt zu einem Verständnis dieser Welt und bringt uns technologischen und medizinischen Fortschritt.

ZEIT Wissen: Wie viel Glauben steckt in der Wissenschaft selbst?

Nowak: Vor Kurzem war ein berühmter Mathematiker in meinem Büro und kam auf Kurt Gödels Beweis zu sprechen, dass wir nie wissen werden, ob die Axiome der Mengenlehre konsistent sind oder nicht. Aber alle Mathematiker glauben, dass sie es sind. Das finde ich hochinteressant. Der Beweis ist schon da, dass man das nie wissen kann. Dennoch wird es geglaubt. Das ist sozusagen noch eine stärkere Art von Glauben als der eines religiösen Menschen. Ein religiöser Mensch kann sich immerhin noch vorstellen, irgendwann Jesus zu sehen.

ZEIT Wissen: Hat die Mathematik eine Bedeutung für Ihre Religiosität?

Nowak: Für mich ist die Mathematik durchaus ein Zugang zu Gott. Die Mathematiker beschäftigen sich mit etwas, was man die „endgültige Wirklichkeit“ nennen könnte.

ZEIT Wissen: Was meinen Sie mit der endgültigen Wirklichkeit?

Nowak: Es ist die darunterliegende Gesetzmäßigkeit, die darunterliegende Wirklichkeitsform, die platonische Welt der Ideen. Es sind ewige Prinzipien, die in dieser Welt physisch umgesetzt werden. Die Gesetze selbst gibt es unabhängig von der materiellen Welt. Naturwissenschaftler versuchen zu verstehen, wie die Gesetze die materielle Welt betreffen, aber die Mathematik geht noch tiefer. Sie ist inspiriert von dieser Welt, aber sie kann im Prinzip auch über andere Welten nachdenken.

ZEIT Wissen: Ermöglicht Ihnen Mathematik also eine Nähe zu Gott?

Nowak: Für mich ist Mathematik ein sehr rationaler Zugang zu Gott. Ich empfinde auch den Katholizismus als rational und nicht emotional. Laut Thomas von Aquin ist Glaube eine Art Abkürzung zu Gott. Wenn man nur mit der Vernunft arbeitet und argumentiert, dauert es sehr lange, bis man alles versteht, sofern man nicht ein Thomas von Aquin ist. Deswegen gibt es den Glauben. Im Prinzip genügt aber die Vernunft. Mit Rationalität kann man jedes Argument gegen die christliche Lehre widerlegen. Man braucht niemanden zum Glauben zu zwingen. Das ist das Entscheidende. Und das finde ich faszinierend.

ZEIT Wissen: Tausende Naturwissenschaftler haben es anders erlebt: Wissenschaft als Befreiung von den Irrationalitäten des Glaubens!

Nowak: Aber diese Wissenschaftler werden nicht von einem Glauben kuriert, sondern von einem Aberglauben. Man hat ihnen sozusagen etwas Falsches erklärt, von dem sie sich loslösen wollen.

ZEIT Wissen: Worin irren sie sich denn?

Nowak: Zum Beispiel darin, dass Gott irgendein Wesen ist, das in diesem Universum existiert. Dass man, wenn man genau genug mit den Mitteln der Wissenschaft nachschaut, irgendwann Gott treffen müsste. Aber so ist es ja nicht. Schon der heilige Augustinus schrieb: „Ich ging zu den Bergen und fragte sie, seid ihr Gott. Und sie sagten mir, wir sind nicht Gott, aber er hat uns erschaffen. Er blickte zu den Wolken und fragte sie, seid ihr Gott, und sie haben gesagt, wir sind nicht Gott, aber er hat uns erschaffen.“ Wenn ich mit einem vernünftigen Atheisten spreche, stimme ich oft sehr schnell mit ihm überein, dass ich auch nicht an den Gott glaube, den er ablehnt.

ZEIT Wissen: Die Gegensätze von Glauben und Wissenschaft haben doch auch viel mit der Aufklärung zu tun, mit dem Versuch, den Menschen aus repressiven Abhängigkeiten zu befreien, sei es Aberglaube, übermächtige Institutionen oder eben Denkverbote durch Dogmen.

Nowak: Das stimmt, historisch betrachtet. Man kann sagen, die Menschen sind oft von organisierten Religionen unterdrückt worden. Die Religion wird dann als Machtmittel missbraucht. Das ist ein Fehlverhalten. Man muss unterscheiden zwischen der Suche nach der Wahrheit an sich und dem, was Menschen daraus machen.

ZEIT Wissen: Sie sind ausgerechnet der katholischen Kirche verbunden.

Nowak: Ich finde die katholische Kirche faszinierend. Sie ist die größte kulturelle Organisation der Welt. Sie hat im Laufe der Jahrhunderte viel Gutes geleistet. Sie versucht den Menschen zu helfen. Ununterbrochen. Das darf man nicht übersehen.

ZEIT Wissen: Sind Sie auch mit dem, was die Kirche zur Evolutionsbiologie sagt, einverstanden? Oder besteht da noch Nachholbedarf?

Nowak: Die Kirche hat kein Problem mit der Evolution. Es gibt nur manchmal Bedenken, wenn es heißt, dass in der Evolution alles nur „Zufall“ sei.

ZEIT Wissen: Zufall statt Gott?

Nowak: Eben nicht! Man braucht sich vor dem Zufall überhaupt nicht zu fürchten, der Zufall ist ja nicht etwas, was über Gott steht. Zufall ist etwas, was von uns so empfunden wird. Auch die Gasmoleküle hier in diesem Raum bewegen sich zufällig. Aber dennoch entsteht ein konstanter Druck, eine konstante Temperatur …

ZEIT Wissen: … sie versammeln sich nicht plötzlich oben in der Ecke, und wir ersticken.

Nowak: Zufall bedeutet nicht, dass alles geht. Vielmehr ist Gott außerhalb der Zeit und bringt die Existenz von allem hervor, von dem, was wir als Zufall wahrnehmen, und von dem, was wir als zielgerichtet wahrnehmen. So stelle ich mir Schöpfung vor.

ZEIT Wissen: Hat es in Ihrem Leben auch Phasen der Abwendung vom Glauben gegeben?

Nowak: Nein. Gott ist immer anwesend. Der Glaube ist in einer schwierigen Situation ganz besonders stark da. Gott ist immer da, und Gott hilft ganz stark, wenn man traurig ist.

ZEIT Wissen: Haben Sie wirklich nie gezweifelt?

Nowak: Ich sehe absolut nicht die Möglichkeit, einen Widerspruch zu konstruieren. Im Dialog mit einer Theologieprofessorin, Sarah Coakley, bin ich in den vergangenen Jahren vieles durchgegangen und zu dem Ergebnis gekommen: Der katholische Standpunkt ist oft der vernünftigste.

ZEIT Wissen: Inklusive unbefleckter Empfängnis, leiblicher Aufnahme Mariens in den Himmel, der päpstlichen Unfehlbarkeit. Das soll rational sein?

Nowak: Alles, was Sie jetzt ansprechen, sind schöne Konzepte, über die man viel nachdenken kann. Bei der unbefleckten Empfängnis der Maria geht es um die Frage, ob Maria mit oder ohne Erbsünde auf die Welt kam. Das ist für mich theologische Ästhetik. Man will ein ganz reines Gefäß, um damit Jesus in die Welt zu bringen.

ZEIT Wissen: Aber ästhetisch heißt ja nicht rational. Ihnen als Biologen müssten sich doch die Nackenhaare aufstellen.

Nowak: Dieses Dogma ist nicht irrational. Es ist eine theologische Aussage. Was Erbsünde ist, dazu hat die Wissenschaft nichts zu sagen. Auch andere Dogmen sind definitionsartige theologische Formulierungen, keine wissenschaftlichen Aussagen.

ZEIT Wissen: Und die machen Ihnen auch überhaupt keine Probleme?

Nowak: Ich finde sie bemerkenswert. Was bedeutet es zum Beispiel, dass Jesus ganz Mensch und ganz Gott war? Wie kann man das verstehen? Welche Aussage ist das über den Menschen, und welche Aussage ist das über Gott?

ZEIT Wissen: Steckt Gott hinter dem Urknall?

Nowak: Da muss man jetzt auch wieder vorsichtig sein. Der Urknall muss nicht der Akt der Schöpfung sein. Genauso wie zum Beispiel das Entstehen eines neuen Sterns ein Phänomen ist, das Physiker mechanisch beschreiben, ist auch der Urknall möglicherweise ein physikalisches Phänomen.

ZEIT Wissen: Wo ist dann Gott?

Nowak: Gott ist immer anwesend, er ist die innerste Existenz in allem und mir näher als ich mir selbst. Es ist nicht so, dass Gott nur ganz am Anfang alles irgendwie gemacht hat. Er ist notwendig, um jeden Moment in Existenz zu halten. Auch diesen Moment gäbe es jetzt nicht ohne die erhaltende Kraft Gottes.

ZEIT Wissen: Von Ihnen als Evolutionsforscher klingt das besonders erstaunlich. Können Sie uns erklären, wie Sie speziell die Evolutionsbiologie mit dem Glauben an Gott in Verbindung bringen?

Nowak: Die Evolution beschreibt die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten und vermutlich überall im Universum. Ohne Gott gäbe es kein Universum, keine Biologie, keine Evolution.

ZEIT Wissen: Es gibt keine Spannung zwischen der Idee von Kreation und Evolution ?

Nowak: Gibt es eine Spannung zwischen Gravitation und Gott? Kein Gläubiger fühlt sich von Gravitation herausgefordert. Dadurch, dass wir eine mathematische Erklärung, Beschreibung von der Gravitation haben, nehmen wir ja nichts von Gott weg. Genauso die Evolution. Die Evolution ist eine mathematische Theorie, die beschreibt, wie sich das Leben entfaltet. Zunächst von Darwin wörtlich formuliert, aber in der Zwischenzeit eben sehr stark in die exakte Sprache der Mathematik umgewandelt, sodass man also exakte Aussagen über die Evolution heutzutage immer mathematisch treffen muss.

ZEIT Wissen: Aber es ging doch auch um ganz andere Fragen, ob die Natur sich ständig entwickelt oder statisch ist, ob sie ein Ziel hat oder der Zufall regiert, ob der Mensch über den anderen Lebewesen steht. Darwin ist darüber mindestens zum Agnostiker geworden!

Nowak: Das stimmt. Aber in den meisten Fragen geht es nicht um wissenschaftliche Alternativen, sondern um subjektive Wertvorstellungen. Ich bin sicher, dass etwa ein Thomas von Aquin begeistert gewesen wäre, wenn man ihm die Darwinsche Evolutionslehre erklärt hätte.

ZEIT Wissen: Während der Atheist Richard Dawkins Selbsterhaltung und Wettkampf im Zentrum der Evolution sieht, beschäftigen Sie sich mit Kooperation. Steckt dahinter bei Ihnen auch ein religiöses Motiv?

Nowak: Nein. Meine wissenschaftlichen Studien sind genau das: rein wissenschaftlich und sonst nichts. Die erste Aussage ist, es ist nicht nur reiner Wettbewerb. Es gibt nicht nur Mutation und Selektion, sondern etwas anderes, und das ist die Kooperation. Kooperation ist immer dann besonders wichtig, wenn die Evolution kreativ etwas ganz Neues entdeckt, wenn die Evolution über eine Grenze steigt oder einen ganz wichtigen Schritt macht, wie zum Beispiel die Entstehung der ersten Zelle, die Entstehung von eukaryotischen Stellen, die Entstehung von multizellulärem Organismus, von sozialen Insekten, der menschlichen Sprache.

ZEIT Wissen: Ist das Gute in der Natur bereits angelegt?

Nowak: Man muss nur hinsehen, um zu erkennen: Da ist nicht nur Wettbewerb, und das bedeutet viel für die Evolutionslehre. Wenn man anschließend daraus eine Weltansicht ableiten möchte, nachdem man die Wissenschaft durchgearbeitet hat, könnte man sagen, das freut mich, es wäre ja schade, wenn Gott vom Menschen Liebe und Selbstlosigkeit will, aber die Natur den Menschen nur mit Selbstsucht, Hass und Wettbewerb ausgestattet hätte. Und dann würde ich sagen, die Natur ist nicht nur egoistisch. Was Gott von uns will, ist auch ein Grundprinzip der Natur.

ZEIT Wissen: Kann uns dieser kooperative Aspekt der Evolutionsbiologie helfen, Menschheitsfragen wie den Klimawandel zu lösen?

Nowak: Ja, globale Kooperation und auch Kooperation mit zukünftigen Generationen sind jetzt Notwendigkeiten für die Erhaltung des intelligenten Lebens auf diesem Planeten.

ZEIT Wissen: Wenn wir Menschen uns auf der Erde ausrotten, weil wir nicht kooperativ genug sind, existiert die Menschheit dann im Jenseits weiter?

Nowak: Alles, was es jetzt gibt, gibt es in alle Ewigkeit. Man versteht Ewigkeit erst dann, wenn man versteht, dass der jetzige Moment und die Ewigkeit ein und dasselbe sind.

ZEIT Wissen: Wenn Sie schreiben, dass schon leblose Moleküle in der Lage sind, zu kooperieren, dann klingt das nach einer zielgerichteten Eigenschaft. Ist es nicht andersherum, die Eigenschaften waren einfach so vorhanden, und wir sind das Ergebnis?

Nowak: Hier muss man sich die Frage stellen: Was ist Wissenschaft? Die meisten Wissenschaftler würden sagen, das ist eine ganz objektive Auseinandersetzung mit der Natur und dem Studium der Natur, das ganz objektiv erfolgt, wo der Wissenschaftler durch Subjektivität so wenig wie möglich beeinträchtigt wird. Man kann aber mathematisch zeigen, dass das gar nicht möglich ist. Wissenschaft ist vielmehr der folgende Prozess: Der Wissenschaftler stellt Fragen, und die Natur gibt die Antwort. Und dann lernt der Wissenschaftler etwas daraus. Was lernt der Wissenschaftler daraus? Er lernt daraus die Regeln, nach denen die Natur funktioniert. Das ähnelt dem Prozess, über den ein Kind Sprache lernt. Das Kind hört Sätze, und es schließt von diesen Sätzen auf die Grammatik, die diese Sprache erzeugt.

ZEIT Wissen: Und das ist in der Mathematik ähnlich?

Nowak: In der Mathematik finde ich es noch faszinierender: Der Mathematiker stellt die Frage, aber wer oder was gibt die Antwort? Das ist jetzt nicht die Natur, sondern die ihr zugrundeliegende Wirklichkeit. Für mich bekommt der Mathematiker die Antwort von der Gesetzmäßigkeit der endgültigen Wahrheit, also von der Welt der platonischen Formeln. Vom Logos. Es war Eugene Wigner, der sich darüber gewundert hat, wie effektiv die Mathematik darin ist, naturwissenschaftliche Prozesse zu beschreiben. Es ist, als gehe man einen endlosen Korridor entlang mit versperrten Türen, man hat einen riesigen Schlüsselbund, und immer, wenn man zur nächsten Tür kommt, nimmt man zufällig
einen Schlüssel, und der passt sofort. So effizient ist die Mathematik im Aufsperren von diesen Sachen. Und das finde ich schön, dass wir doch viele Gesetzmäßigkeiten über die Schöpfung verstehen können und über die zugrundeliegende Wahrheit. Aber nicht alles.

ZEIT Wissen: Was sind die großen Unbekannten der Evolutionsbiologie?

Nowak: Ich bin mir überhaupt nicht sicher, ob wir den Prozess der Evolution vollständig verstehen. Wir verstehen den Suchprozess, aber nicht den Raum, der durchsucht wird. Ein wirkliches tiefes Verständnis der Biologie würde auch eine Theorie verlangen für diesen Raum, der durchsucht wird.

ZEIT Wissen: Was beschäftigt Sie noch?

Nowak: Die Frage, warum die Evolution überhaupt kreativ ist. Das Leben auf der Erde ist ja schrittweise komplizierter geworden. Vor drei Milliarden Jahren war die Erde noch ein Planet von Bakterien, das hätte auch so bleiben können. Bisher kann niemand eine Rechnung anstellen, wie wahrscheinlich es ist, dass die Evolution eine bestimmte Richtung einschlägt, so wie Physiker ermitteln können, wie das Weltall in ein paar Milliarden Jahren aussieht.

ZEIT Wissen: Sind Sie Optimist?

Nowak: Ja, es kommt bei mir ein ganz tiefer Optimismus zustande. Ein Glaube an den Logos, an eine fundamentale Wahrheit, die uns aber nur teilweise zugänglich ist. Man kann natürlich behaupten, es gibt diese Wahrheit nicht, aber was ist die Alternative dazu? Es bliebe eigentlich nur der Nihilismus, die Ansicht, dass nichts einen Sinn ergibt – das würde dann aber die Wissenschaft mit einschließen.

ZEIT Wissen: Gibt es Trost?

Nowak: Ja, den gibt es in dem Gedanken von Sokrates, dass einem guten Menschen nie etwas Schlechtes passieren kann. Es kann einem ja nichts Schlechtes passieren, wenn man sich selbst nichts Schlechtes tut. Das klingt zunächst absurd, aber darin steckt eine tiefe Wahrheit.

ZEIT Wissen: Was, denken Sie, passiert mit uns nach dem Tod?

Nowak: Die Seele geht zurück zu Gott. Gott ist also Anfang, Mittelpunkt und Ende in jedem Leben. Man kann sich nicht vorstellen, wie das sein wird und ob der Einzelne weiter besteht, ob man vereint wird mit Gott. Vielleicht sehen wir jetzt alles bruchstückhaft, dann von Angesicht zu Angesicht. Aber ich weiß nicht, wie man darüber nachdenken kann.

ZEIT Wissen: Was hilft Ihnen dabei, dennoch darüber nachzudenken?

Nowak: Die Musik von Gustav Mahler. So wie mich die Philosophie ergreift, ergreift mich auch die Musik. Im Lied von der Erde geht es um den Abschied. Mahler hat sich ja zutiefst über das menschliche Leben Gedanken gemacht und das musikalisch verarbeitet. Was ist das Leben? Was ist Resignation? Ich muss jetzt damit fertigwerden. Mahlers Musik setzt sich auseinander mit dem menschlichen Leben, wie man mit dem Leben umgeht, wie man mit Sachen fertigwird, die jetzt schwierig sind.

ZEIT Wissen: Glauben Sie an eine Zukunft, in der Wissenschaft und Religion auch wieder zusammenfließen?

Nowak: Ja, daran glaube ich. Es ist auf beiden Seiten ein großer Fehler, einschränkend und dogmatisch vorzugehen. Das gemeinsame Staunen über das Schöne, das uns umgibt, Toleranz, Zuhören, Diskutieren, Akzeptieren, das sind wichtige Voraussetzungen. Viele Menschen denken, sie müssen zwischen einer religiösen und einer wissenschaftlichen Weltanschauung wählen. Das stimmt aber nicht. Beide Tore stehen offen und laden ein.

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von Andreas Lebert; Christian Schwägerl 04. Februar 2016

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